"Wie du und ich" - Portraitserie

Wenn die Rede von Flüchtlingen ist, sind es oft "die Flüchtlinge", eine Masse ohne Gesicht, ohne Namen und ohne Geschichte. Dabei sind es Individuen, die ihre Geschichte, ihre Sorgen, ihre Hoffnungen und Pläne haben. Durch unsere neue Portraitserie wollen wir den Unbekannten, den Fremden ein Gesicht geben und zeigen, dass sie so "Wie Du und Ich" sind.


Mazen Alwesh (30)
Mazen Alwesh (30)

"Die schönsten Tage meines Lebens habe ich in meiner Heimat, Damaskus, verbracht. An der Universität Damaskus habe ich Romanistik studiert. Anschließend habe ich mit dem Master in Dolmetsch begonnen. Bevor ich mein Studium abschließen konnte, musste ich mit meiner Familie wegen dem Krieg das Land verlassen. In Istanbul habe ich dann 17 Monate verbracht. Ich konnte keine Arbeit finden und die Situation war miserabel. Die zweite Flucht stand an. Zum ersten Mal habe ich meine Familie verlassen. Ich war auf der Suche nach Stabilität, Frieden und Sicherheit. Ich hatte kein bestimmtes Land im Kopf, ich wollte nur irgendwohin, wo die Würde des Menschen respektiert wird. In Österreich habe ich Asyl gewährt bekommen. Seit drei Monaten lebe ich in Wien, der Stadt der Kunst und der Musik. Damit ich mich integrieren kann, lerne ich momentan Deutsch. Ich mag das Leben hier und die Menschen. Ich möchte später als Dolmetscher arbeiten. Aber zuerst möchte ich die deutsche Sprache beherrschen. Als Übersetzer zu arbeiten war immer schon mein Traum, deswegen werde ich alles daran setzen, ihn zu erreichen."

Amar Balleh (22)
Amar Balleh (22)

"In Syrien habe ich eine Ausbildung zum Kapitän gemacht. Vor vier Jahren musste ich meinen Militärdienst antreten. Ich wollte nicht Teil des Krieges werden und entschloss mich dazu auszuwandern. Zuerst ging ich in den Libanon und blieb zwei Jahre dort. Danach wollte ich in die Türkei, denn ich habe gehört, dass sie dort mit syrischen Flüchtlingen viel besser umgehen. Neun Monate war ich insgesamt dort. Aber auch da war ein Leben für mich langfristig nicht möglich. Ich habe entschieden nach Österreich zu flüchten, in ein europäisches Land, wo die Menschenrechte zählen und die Menschenwürde geachtet wird. Ich lerne momentan Deutsch und kann schon einiges. Ich wünsche mir so sehr, dass ich mich behaupten und in Zukunft auch Flüchtlingen helfen kann, so gut ich kann. Wenn ich meinen Deutschkurs absolviert habe, möchte ich eine Ausbildung zum Mechaniker  beginnen."           

                                                                                                                                                                                                               

Anas Zahed (25)
Anas Zahed (25)

"Ich habe meinen Bachelor in Wirtschaft an der Universität Damaskus absolviert. Geplant war, dass ich mit dem Master weitermache, doch dann kam der Krieg dazwischen. Es gab zwei Optionen für mich: Entweder ich trete den Militärdienst an oder ich verlasse Syrien. Wenige Tage nach meinem Universitätsabschluss, flüchtete ich in den Libanon und von dort in die Türkei. Ein ganzes Jahr habe ich dort gelebt, die Sprache erlernt und Arbeit gesucht. Ich fand aber keine passende Arbeit. So entschied ich mich meine Reise fortzusetzen und nach Europa zu flüchten. Österreich war nicht mein Zielland, aber ich wollte einfach mein Glück woanders probieren. Im Oktober letzten Jahres hat mich die österreichische Polizei aufgegriffen und ich musste hier bleiben. Seit Mai bin ich in Wien und lerne die deutsche Sprache. Ich habe keine Ahnung was die Zukunft bringt. Aber ich weiß, dass ich weiterstudieren möchte. Ich habe irgendwie Angst vor der Zukunft. Vielleicht ist das aber gut, denn die Angst kann ein Motor zum Erfolg sein."

Rijad Jumua (35)
Rijad Jumua (35)

Ich habe zwei Kinder. Sie sind mein Leben. Die Sprache ist, denke ich, das Allerwichtigste. Meine Familie ist nach so langer Zeit zu mir gekommen. Ich möchte einfach allen Menschen danken, die mir auf meinem Weg geholfen haben. Aber auch bei den Österreichern, weil sie wirklich gute Menschen sind.