Flüchtlingshilfe in Belgrad

1.Tag in Belgrad

Wir haben uns entschieden, die Spenden, welche wir im Rahmen des Charity-Market erhalten haben, für geflüchtete Menschen in Belgrad zu verwenden. In den kommenden Tagen werden wir Euch auf dem Laufenden halten, wo sie genau zum Einsatz kommen. 
Heute durften wir die tollen Teams von Hot Food Idomeni in Belgrade und Refugee Aid Serbia kennenlernen und haben sie bei der Essens- und Kleiderausgabe begleitet. 
Unsere ersten Eindrücke: 
Auf engstem Raum sehr extreme Gegensätze. Total isoliert, dennoch mitten im Zentrum leben Menschen in prekärsten Umständen in Baracken und wärmen sich indem sie Müll verbrennen. 
Obwohl die Situation alles andere als positiv ist, war die Atmosphäre sehr herzlich und warm, -trotz eisiger Temperatur.

2.Tag in Belgrad

Dank Eurer Spenden konnten wir etwa 600 Mahlzeiten finanzieren, die wir heute mit dem Team von Hot Food Idomeni in Belgrade vorbereiten und verteilen konnten.
Heute haben wir außerdem viele neue Bekanntschaften geschlossen. Unter ihnen waren auch viele, deren Hoffnung es ist, in Österreich Asyl zu beantragen. Aber auf Fragen, warum die Grenzen geschlossen wurden und wann sie geöffnet werden, konnten wir leider keine Antwort geben. Hoffentlich können wir sie dennoch bald in Wien willkommen heißen. 
Es ist traurig und erschreckend zugleich, dass Menschen unter solchen Umständen tagtäglich in der Kälte ausharren müssen und uns dennoch mit so viel Positivität, Herzlichkeit und Höflichkeit überraschen.

3.Tag in Belgrad

Heute konnten wir mit unserer kleinen Kleiderspende zumindest für einige Menschen die Kälte erträglicher machen. Nachdem wir die Tage davor schon bemerkten, dass es an warmer Bekleidung und passenden Schuhen mangelte, beschlossen wir einen erheblichen Teil der Spenden für Schuhe auszugeben. Es erwies sich als besonders schwierig zu entscheiden, wer die wenigen Paar Schuhe, die wir kaufen konnten, erhalten sollte,- denn es gibt einige Männer, die nur leichte oder löchrige Sommerschuhe, oder viel zu kleine Schuhe ohne Socken tragen. Die Freude, die wir in den Gesichtern der Männern sehen durften, war das absolute Highlight unserer Reise. 
Ein besonders großer Dank gebührt auch den zwei Teammitgliedern von Crisis Response and Policy Centre, Rajko رایکو Persijanac Djordje Ivanovic , die uns sowohl bei der Kleiderausgabe, als auch bei der Anschaffung und Verteilung der Schuhe maßgeblich unterstützt haben.


My Journey Around The World

Eine Stellungnahme, A game with human lives

In Belgrad leben momentan geschätzte 200 unbegleitete Kinder und Jugendliche auf der Straße.
Zwei von ihnen sind Ahmed und Mohammed, die wir an unserem letzten Tag in Belgrad kennengelernt und ins Herz geschlossen haben. Die zwei Brüder sind 15 und 17 Jahre alt und kommen aus Aleppo. Sie sind leider zwei von vielen, die momentan bei Minusgraden Tag für Tag um ihr Überleben kämpfen müssen.

Serbien fehlt es enorm an Kapazitäten. Da das Land auch ohne die aktuelle Situation viele Schwierigkeiten hat und mit enormer Arbeitslosigkeit kämpft, gibt es hier keine Aussicht auf eine menschenwürdige Zukunft für die hier ankommenden geflüchtete Menschen. Noch dazu ist Hilfe für diese teilweise illegalisiert, um einen längeren Aufenthalt kaum möglich zu machen. Dies schränkt den Handlungsspielraum der NGOs enorm ein. 
Durch egoistische policies wie sie in zu vielen Ländern Europas angewandt werden, wird von unserem "fortschrittlichen, demokratischen, menschenrechtsachtenden und rechtsstaatlichen System" zugelassen, dass Menschen ihrer Menschlichkeit entraubt werden. Internationales Recht scheint nicht mehr als eine Illusion zu sein und der Ausnahmezustand, in welchem die Verletzung von Menschenrechten rechtlich legalisiert scheint, wird immer mehr zu realer Normalität.

Die meisten haben sich an Grenzen gewöhnt, die nicht nur Nationalstaaten trennen, sondern auch Menschen. In legal und illegal. In human und inhuman. Menschen entscheiden über die Leben anderer Menschen. Freiwillige HelferInnen entscheiden, wer warme Sachen bekommt, um sich gegen die Wärme zu schützen, und wer nicht. Andere Menschen entscheiden, welche 5 Personen pro Tag die Grenze überschreiten dürfen und die Chance auf ein menschenwürdiges Leben, das weit mehr umfasst als das Warten auf Essens- und Kleiderausgaben. Den Menschen, die vor Krieg, Verfolgung und einem Leben ohne Zukunftsperspektive fliehen, wird jede Entscheidungsfreiheit für ihr eigenes Leben genommen und dies von den Menschen, die das Privileg hatten in einer friedlichen und wohlhabenden Umgebung geboren zu werden. Es ist traurig, mit anzusehen wie wir dieses Leid geschehen lassen, obwohl wir gemeinsam die Situation verbessern könnten.

Sollten sich Länder, die die Möglichkeiten und Kapazitäten haben, Menschen aufzunehmen, nicht verantwortlich fühlen? 
Wenn auf nationaler Ebene unterlassene Hilfeleistung eine Straftat ist, sollte dann nicht auch das passive Zusehen ohne jegliche Intervention trotz ausreichender Ressourcen genauso eine sein? Keinem Menschen steht das Recht zu, einen anderen des Lebens zu berauben. Was macht uns Menschen aus, wenn nicht die Menschlichkeit, die uns untereinander verbinden sollte?

Ahmed und Mohammed sind nur zwei Kinder von vielen, die ihrer Kindheit beraubt wurden, für die sich niemand verantwortlich fühlen möchte.